In frühen Zeiten war nahezu jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmern musste. Als sich später die Berufe mehr und mehr spezialisierten, wurde auch der Zimmererberuf eigenständig.
Kaum ein Handwerk hat eine so lang überlieferte und gelebte Tradition wie das Zimmererhandwerk. Ob es nun der Zimmererklatsch, die Kluft oder der Brauch des Richtfestes ist. Auch die meisten noch wandernden Gesellen sind dem Zimmererhandwerk zuzuschreiben.
Die Wanderschaft
Das zünftige Wandern wird häufig
auch als Walz, Tippelei oder Gesellenwanderung bezeichnet. Die Wanderschaft dauert üblicherweise drei Jahre und einen Tag und wird nach dem Abschluss der Lehrzeit begonnen. Heute begeben sich die
Gesellen freiwillig auf Wanderschaft.
Während des Spätmittelalters bis zur
beginnenden Industrialisierung war die Wanderschaft eine Voraussetzung der zünftigen Gesellen, um die Meisterprüfung ablegen zu dürfen. Der Hintergrund war das Kennenlernen von neuen Arbeitsweisen,
das Erlangen von Lebenserfahrung und die Erkundung von fremden Orten und Ländern.
Der Zimmererklatsch
Der Zimmererklatsch hat eine lange Tradition im Zimmererhandwerk, die weit bis ins Mittelalter zurück geht. Der traditionelle Zimmererklatsch wurde überall dort geklatscht, wo Zimmerleute gesellig zusammen kamen. Entstanden ist der Klatsch durch die Walz. Trafen sich Wandergesellen in einer fremden Herberge oder in einem Zunfthaus, so wurden am Abend die allbekannten Lieder gesungen und dazu geklatscht. Auf diese Weise wurde man in lockerer Stimmung schnell miteinander bekannt.
Die Zimmererkluft
Die traditionelle Kleidung der
Zimmerer im deutschsprachigen Raum ist die sogenannte Kluft. Sie besteht im Allgemeinen aus einem schwarzen Hut mit breiter Krempe, einer schwarzen Weste mit acht weißen Knöpfen zweireihig
angebracht, einer Staude, also einem weißen Oberhemd, einer schwarzen Schlaghose sowie einem schwarzen Jackett aus ebenfalls schwerem Stoff und sechs weißen
Knöpfen.
Diese traditionelle Kleidung
verbreitete sich durch die Wandergesellen, bis sie schließlich irgendwann im 19. Jahrhundert zur offiziellen Zunftkleidung der Zimmerleute erklärt wurde.
Das Richtfest
Das Richtfest wird gefeiert, wenn
der Rohbau fertig und der Dachstuhl errichtet ist. Nach Möglichkeit sollten alle am Bau beteiligten Personen dabei sein. Dazu gehören der Architekt und die Handwerker, aber auch die Helfer und
Freunde der Bauherrschaft werden geladen, um mit dem Bauherrn den neu errichteten Rohbau zu feiern. Die Zimmerleute stellen den Richtbaum oder die Richtkrone am Dachstuhl auf. Danach weihen sie mit
einem Richtspruch das neue Bauwerk ein. Meist wird dabei um Gottes Segen für das neue Haus gebeten. Den Bauherren, dem Architekten und allen anderen gegenüber, die zum Gelingen des Bauwerks
beigetragen haben, wird ein Dank ausgesprochen. Bei diesem Ritual wird vom Vortragenden feierlich ein Glas gehoben und anschließend üblicherweise auf dem Boden zerschmettert. Sollte das Glas dabei
nicht zu Bruch gehen, so wird dies oft als schlechtes Omen gewertet.
Danach wird kräftig gefeiert. Die
Bauherrschaft bedankt sich mit „Speis und Trank“ bei allen Helfern und den am Bau Beteiligten. Für die Zimmerleute ist dies häufig eine gute Gelegenheit, die Tradition des Zimmerklatsches zu
pflegen.